Amsel
Mots de la Merle
Ich bin Frühaufsteherin. Amseln auch. Sie beginnen ihren Gesang 45 Minuten vor Sonnenaufgang.
Amsellieder berühren mich in der Tiefe meines Seins.
© Ulla Mischler
Krähengekrächz
Krähen sind später dran. Meist bin ich, wenn die Krähen ihren Tag beginnen, schon mit dem Fahrrad unterwegs und ich stelle mir vor, die krächzenden Krähen erzählen mir, wie der Tag zu gestalten sei.
Krähengekrächz sind lyrische Morgengedanken.
© Ulla Mischler
© Ulla Mischler
Krähe
Lausche
Rede
Sag
Wie dir zumute ist
Schweig nicht
Schweig
Rede nicht
Sondern lausche
Hin zu dir.
Räudig
Versehrter Fuchs
Alt schon
Räudig
Es ist nicht die feine Duft Spur
An der ich deinen
Weg erkennen kann
Du stinkst.
Fuchs
Fuchs
Komm zurück zu mir
Spring über meinen Gartenzaun
Ein Huhn
Hab ich nicht
Ein Stück Käse
Muss reichen.
Selbstoptimierung
Die Menschen wollen doch
Nicht mehr als Bestätigung
Daumen hoch
Alles richtig gemacht
Selbstoptimierung geglückt
Ich sage:
Oh wie schön
Oh wie interessant
Wenige wollen mehr.
Schwarzer Schwan
Schwärze
Absorbiertes Licht
Schwärzestes Schwarz
Schwarzer Schwan
Nie bleibt es nur
Schwarz.
Traurigkeit
Die Nacht
Hat Trurigkeit
Zurückgelassen
Die tief
Im Dunkeln wurzelt
Dem anderen Dunkel
Der Vergangenheit
Spuren gibt es
Hinweise
Wegweiser nicht
Im Werdenden Licht
Des Tages
War nichts
Oder doch?
Bär
Ich möchte Bär sein
Durch Wälder streifen
Geäst knackt
In einer Pfütze
Spiegelt sich der Mond.
Die Tür zum Unendlichen
Zwischen Dunkel und Hell
Zwischen Ausatem und Einatem
Ist die kleine Tür
Zum Unendlichen
Sei leise
Behutsam
Sei mutig
Mit der Grösse zu
Sein
Zwichen Hell und Dunkel
Zwischen Einatem und
Ausatem
Ist die kleine Tür zum Unendlichen.
Gütiger Mond
Gütiger Mond
Willst du
Meine Schwester sein?
Herbst
Wind
Müht sich
Mit seiner Geschichte
Heult auf
Klopft ans Haus
Schreit
Der Herbst ist wichtig
Widme dich
Dem Wandel
Wills nicht hören
Nicht heute.
Mond und Stern
Mond ist das Tal
Hinuntergezogen
Hat ein Stück seines
Selbst zurückgelassen
Stern wandert um die Venus
Oder tanzt er
Rennt und hüpft?
Die Dimensionen
Nicht vorstellbar.
Weite
Mögest du die Weite
deines eigenen
Himmels wahrnehmen.
Nebel
Nebel
Mein Herz
Wirst du
Deinen Weg
Finden?
Durch die Nacht
Wer hat mit dir das Bett geteilt
War es ein Traum
Bist du mit einem Engel
Durch die Nacht geflogen
War Gottes Segen nah bei dir?
Einsam
Einsam
Menschen um mich herum
Eine freundliche Frage
Ein Hinlächeln
Wären schon gut
Ein kleines Interesse
Füreinander
Wäre nicht schwer
Mitgefühl
Du lieber Gott
Ich rede nicht davon
Umarmung
Muss nicht sein
Deine und meine Tränen und Träume
Verstehen
Schon gar nicht
Aber dem Zauber der wirklichen
Begegnung
Raum geben
Das könnten wir
Wir könnten scheitern.
© Ulla Mischler
© Ulla Mischler
© Ulla Mischler